Muslimische Hochzeitsbräuche
In den einzelnen muslimischen Ländern unterscheiden sich die Hochzeitsfeste sehr stark voneinander. Arabische Muslime feiern zum Beispiel ganz anders als muslimische Familien aus Indonesien oder aus der Türkei. In diesem Artikel beschränken wir uns vor allem auf türkische Bräuche.
Auch wenn der zukünftige Bräutigam bereits um die Hand der Braut angehalten und sie eingewilligt hat, gibt es einen Brauch, den man nicht auslassen darf: Die Eltern des Bräutigams und verschiedene weitere Verwandte versammeln sich bei der Familie der Braut und der Familienälteste (meist der Vater des Bräutigams) hält im Namen von Allah und dem Propheten Mohammed um die Hand der Tochter an. Anschließend serviert die Braut ihrem zukünftigen Ehemann einen türkischen Mokka, den sie mit Salz „gesüßt“ hat. Trinkt der Bräutigam den Mokka klaglos ohne sich dessen schrecklichen Geschmack anmerken zu lassen, so gilt dies als größter Liebesbeweis.
Noch vor dem großen Fest müssen beide Partner vor Zeugen erklären, dass sie mit der Eheschließung einverstanden sind. Das wird in einem Vertrag besiegelt - meistens vom Imam. Dem Vertrag müssen auch die Familien des Brautpaares zustimmen.
Alles beginnt mit der Vorbereitung der Braut am Tag vor der Hochzeit umgeben von Freundinnen und Frauen der Familien. Es ist ein sehr fröhlicher Moment des Kennenlernens und der Annäherung zwischen den Frauen. Denn hier geht es auch um eine wichtige Verbindung zwischen zwei Familien. Es ist die Henna-Zeremonie, bei der die Hände und Füße der zukünftigen Braut mit Henna geschmückt werden. Der Brauch soll Glück bringen und ist ein Symbol der Fruchtbarkeit. Dies ist auch gleichzeitig der Junggesellinnen-Abschied der Braut.
Traditionell wird die Braut feierlich vom Bräutigam aus dem Hause ihrer Eltern abgeholt. Der jüngste Bruder bindet der Braut ein rotes Band um die Hüfte und übergibt sie dem Bräutigam.
Die Hochzeit kann in der Moschee, aber auch bei den Eltern der Braut stattfinden. Es finden Lesungen von Versen aus dem Koran statt. Bei der islamischen Trauung geht es darum, vor Allah das „Ja-Wort“ in Anwesenheit eines Imams zu sprechen. Bräute werden an ihrem Hochzeitstag besonders verwöhnt und können bis zu sieben Outfits tragen, jedes fantastischer als das andere.
Die islamische Trauung hat keine amtliche Funktion, aber eine große symbolische Bedeutung für muslimische Familien. Nachdem der Bräutigam die Braut küssen darf (meistens passiert dies ganz scheu auf die Wangen und nicht auf den Mund) tritt einer der frisch Getrauten auf den Fuß des anderen. Es heißt, wer schneller auf den Fuß des Partners tritt, wird in der Ehe das Sagen haben.
Die Braut trägt um die Hüfte ein rotes Band über ihrem Kleid, was die Jungfräulichkeit symbolisieren soll. Dieser Hochzeitsbrauch wird vor allem in der türkischen Hochzeit oft gesehen.
Die Eltern des Brautpaars empfangen die Gäste, da das Brautpaar selbst erst deutlich später eintrifft und anschließend mit dem Hochzeitstanz die Feierlichkeiten eröffnet. Im Laufe des weiteren Verlaufs folgt die feierliche Beschenkung des Brautpaars, die Taki genannt wird. Die Überreichung wird ausgiebig zelebriert.
Die Geschenke an das Brautpaar müssen glitzern und flattern. Sie müssen ins Auge stechen. Gold und Geld sind hier in erster Linie traditionelle Geschenke, die das junge Ehepaar bekommt. Damit soll ihnen der Start in ein gemeinsames Leben finanziell ermöglicht werden. Es gibt heute immer noch das Ritual, bei welchem sich das Brautpaar in die Mitte des Saals stellt und die Gäste sich in eine Schlange einreihen, um ihr Geld oder Gold an das Brautpaar zu hängen.
Mit einem Stift werden die Namen der ledigen Freundinnen auf die Sohlen der Brautschuhe geschrieben. Die Dame, deren Name am Ende des Abends verwischt ist, ist die nächste glückliche Braut.
Am Morgen nach der Hochzeitsnacht überreicht der Bräutigam seiner Ehegattin ein Hochzeitsgeschenk (Mahr genannt) aus Geld oder Wertgegenständen. Diese Tradition soll die Braut im Falle einer Scheidung oder des Ablebens Ihres Mannes finanziell absichern.
Dass die Hochzeitsbräuche und Rituale in der türkischen Kultur noch so stark gelebt werden, liegt sicherlich an der Lebensaufgabe der Eltern „ihr Kind glücklich zu verheiraten“, und dass die Hochzeit eben als Familienzusammenführung verstanden wird.